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Redewendung:

“Jemanden einen Bärendienst erweisen”

Abwandlungen: “Er hat ihm einen Bärendienst erwiesen”, “Das war ein Bärendienst”, …

Bedeutung:

In guter Absicht eine Handlung für Jemanden ausführen, die aber negative Auwirkungen für diesen Jemanden hat.

Herkunft:

Die zugehörige Redensart „jemandem/etwas einen Bärendienst erweisen“ dürfte eine ältere ost-, nord- und mitteleuropäische Metapher sein, weil der Bär bereits im Mittelalter als unzähmbar galt, sodass er als Arbeitstier untauglich schien. Vermittelt könnte die Fabel “Der Bär und der Gartenfreund” des französischen Dichters Jean de La Fontaine sein.

In dieser Fabel wird beschrieben wie sich ein Bär und ein alter Gartenfreund treffen, beide einsam und auf der Suche nach Gesellschaft. Sie beschließen, zusammenzuleben, und jeder geht seiner Tätigkeit nach: Der Bär beschafft Wild und der Gartenfreund pflegt seinen Garten. Eines Tages setzt sich eine Fliege auf das Gesicht des schlafenden Greises. Der Bär will seinem Freund helfen und die Fliege verjagen, indem er einen großen Stein nach ihr wirft. Weder die Fliege noch der alte Mann überleben.

Auszug aus der Fabel “Der Bär und der Gartenfreund” (Originaltitel: “L’ours et l’amateur des jardins”):

(…)
Un jour que le Vieillard dormoit d’un profond somme,
Sur le bout de son nez une allant se placer
Mit l’Ours au désespoir ; il eut beau la chasser.
« Je t’attraperai bien, dit-il ; et voici comme. »
Aussitôt fait que dit : le fidèle émoucheur
Vous empoigne un pavé, le lance avec roideur,
Casse la tête à l’Homme en écrasant la mouche ;
Et non moins bon archer que mauvais raisonneur,
Raide mort étendu sur la place il le couche.
Rien n’est si dangereux qu’un ignorant ami ;
Mieux vaudroit un sage ennemi.

Übersetzung von Ernst Dohm:

(…)
Einst sieht er unsern Greis in tiefem Schlummer liegen
und eine Fliege, die ihm auf der Nase kreucht;
er wütet, da umsonst er immer fort sie scheucht.
„Wart’ nur!“ so ruft er aus. „Und wie will ich dich kriegen!“
Gesagt, getan: seht da, der Fliegenmeister rafft
’nen Pflasterstein euch auf, schleudert ihn voller Kraft,
zermalmt des Greises Haupt, die Fliege zu verjagen,
und hat – ein guter Schütz, allein höchst mangelhaft
als Denker – auf der Stell’ ihn mausetot geschlagen.
Nichts bringt so viel Gefahr uns als ein dummer Freund;
weit besser ist ein kluger Feind
.

Begriffsumfeld
Ein dem Bärendienst ähnlicher Begriff ist der der griechischen Mythologie entstammende Lichasdienst. In der Heraklessage ist Lichas der Diener des Herakles, der seinem Herrn – im Glauben, ihm einen Gefallen zu tun – auf Weisung von dessen Gemahlin Deianeira das Hemd des Kentauren Nessos überbringt. Dieses ist mit dem vom Gift der Hydra verunreinigten Blut des Pferdemenschen getränkt und bereitet seinem Träger schwerste Qualen. Lichas, der dies nicht weiß, übergibt das Nessos-Hemd dem Herakles im Glauben, diesem einen Gefallen zu tun – und beschwört so dessen Untergang herauf (Ovid: Metamorphosen IX, 211).

Weblinks
Wiktionary: Bärendienst – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
L’ours et l’amateur des jardins (frz.)

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Argusaugen&oldid=136766040 aus der freien Enzyklopädie Wikipedia zuletzt geändert am 27. August 2015 um 20:23 Uhr und abgerufen am 18.August um 16:16 Uhr UTC. Der Text steht unter derCreative Comments Attribution-ShareAlike 3.0 (CC BY-SA 3.0) Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Der von mir abgerufende, gekürzte und veränderte Text steht wieder unter der zuvor genannten Lizenz, Jens Timmermann, 18. August 2016.