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Tag 7 (17.März 2017) Ein Besuch bei Lucy im Äthiopischen Nationalmuseum in Addis Abeba.

Während unseres 4 tägigen Aufenthalts in Addis Abeba wollten wir natürlich die weltberühmte “Lucy”, eines der ältesten gut erhaltenden Skelette (ca. 3,5 Millionen Jahre) eines Menschenaffen, im Äthiopischen National Museum in Addis Abeba besuchen.

Fahrt zum Museum

Da es in Addis Abeba kaum zuverlässige öffentliche Verkehrsmittel gibt haben wir uns entschlossen für die ca. 6 km lange Fahrt von unserem Hotel zum Museum ein Taxi zu nehmen. Hier zeigte es sich mal wieder, dass es in Äthiopien sehr ratsam ist Preise zu verhandeln und mehrere Angebote einzuholen.

Dennoch rund 600 Birr (ca. 20 EUR) mussten wir schließlich doch für die Hin- und Rückfahrt berappen. Aber das war uns eine sichere Fahrt durch das Gewühl dieser Stadt wert. Schließlich genoss ich die ca. 30 Minütige Fahrt sogar, da sich der Fahrer als Liebhaber klassischer Musik heraus stellte und wir die Fahrt über mit entspannender Musik berieselt wurden.

Das äthiopische Nationalmuseum

Äthiopisches National Museum in Addis Abeba, © 2017 Jens Timmermann, bonding24.de.

Äthiopisches National Museum in Addis Abeba, © 2017 Jens Timmermann, bonding24.de.

Angekommen am Eingang des Nationalmuseums mussten wir, aufgefordert vom schwer bewaffneten Wachpersonal, zunächst das Taxi verlassen. Es folgte eine kurze Leibesvisitation und eine Inspizierung des Inhalts unsere Taschen. Nach einem kurzen Scherz des Wachmannes, dass mein Fotoobjektiv aussehen würde wie eine Waffe („Looks like a gun“) konnten wir das Gelände des Museums betreten. Wir vereinbarten mit dem Taxifahrer, dass er während unseres Museumsbesuches auf uns warten würde.

Nach den Preis-Erfahrungen der letzten Tage war ich an der Kasse des Nationalmuseums überrascht als wir nur 10 Birr (ca. 40 cent) pro Person Eintritt zahlen mussten. Hier könnte man zumindest von Touristen einen höheren Preis verlangen. Entsprechend sah dann aber auch das, für das Äthiopische National Museum, relativ kleine 3-geschossige Gebäude aus. Es war sicherlich seit vielen Jahren nicht mehr renoviert worden. In Anbetracht eines geschichtlich und kulturell so herausragenden Landes wie Äthiopien hatte ich hier ein mehr beeindruckendes Gebäude erwartet. Wie wir aber später erfuhren, ist wohl aber ein größeres Gebäude in Planung.

Rekonstruiertes Skelett von "Lucy", &copy 2017 Jens Timmermann, bonding24.de

Rekonstruiertes Skelett von “Lucy”, &copy 2017 Jens Timmermann, bonding24.de

Zunächst begaben wir uns dann in das Kellergeschoss, dass die paläoanthropologischen und prähistorische Ausstellung samt „Lucy“ beherberge. Und nach einigen Metern erreichten wir  auch schon eine Vitrine mit den Überresten von Lucy. Ich war zu gleich überrascht, dass alle Besucher die Vitrine berühren können und es offensichtlich kein oder nur wenig Wachpersonal gab. Hierfür gab es natürlich nur eine Erklärung, die auch schnell bestätigt wurde. Es handelte sich hier natürlich nicht um die original Knochen von Lucy, sondern nur um Nachbildungen.
Aber beschäftigen wir uns doch näher mit „Lucy“, der ca. nur 1,05m großen Menschendame oder besser gesagt Hominini-Dame. Hominini waren Menschenaffen, zu deren Arten auch der heutige Mensch (Homo Sapiens) zählt. Charakteristisch für Hominini war der aufrechte Gang. Der Homo Sapiens ist der einzige Hominini, der nicht ausgestorben ist. Lucy ist somit eine unserer Urahnen.

Auf Amharisch wird sie auch „Dinknesh“ genannt, was übersetzt „Du Wunderbare“ bedeutet. Sie wurde 1974 im Afar Dreieck im Nordosten Äthiopiens entdeckt. Ihr Alter wird auf sage und schreibe 3,2 Millionen Jahre datiert. Aufgrund ihres Alters und der guten Erhaltung ihrer Knochen war die Entdeckung damals eine weltweite Sensation. Aufgrund der Ausbildung der Weisheitszähne und des guten Zustandes ihrer Zähne wird angenommen, dass Lucy im Alter von nur  ca. 25 Jahre starb.  Den Namen „Lucy“ erhielt sie angeblich, weil ihre Entdecker am Tag der Entdeckung abends den Beatles Song „Lucie in the Sky of Diamonds“ sehr oft hörten.

Verschiedene Kronen der Äthiopischen Könige aus dem 19. und 20. Jahrhundert, © 2017 Jens Timmermann, bonding24.de

Verschiedene Kronen der Äthiopischen Könige aus dem 19. und 20. Jahrhundert, © 2017 Jens Timmermann, bonding24.de

Neben der paläoanthropologischen und prähistorischen Abteilung im Erdgeschoss, die neben „Lucy“ natürlich noch andere interessante Objekte zeigt, gibt es im Erdgeschoss eine Ausstellung von meist monarchischen Gegenständen und Kleidungen des 20. Jahrhunderts. Im 1. Obergeschoss werden moderne und traditionelle äthiopische Kunstobjekte ausgestellt und 2. Obergeschoss diverse ethnografische Objekte.

Fazit:

Für ein historisch und kulturell so herausragendes Land wie Äthiopien ist das jetzige Nationalmuseum in keiner Weise repräsentativ. Es wirkt ein wenig „unsortiert“, hat aber seinen Charme. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall!